Alien - das heißt "andersartig". In diesem Sinne ist die Welt um uns herum voller Außerirdirscher.
Man könnte der Idee verfallen, daß das sogenannte Babyschema das gültige
Meßkriterium darstellt: Milben, Mücken und Schaben sind nicht besonders niedlich, oder?
Betrachtet man dann noch die Ergüsse der zeitgenössischen Filmindustrie,
so kann man zu dem Schluß gelangen, daß ein Bandwurm noch ein brauchbares
Monstrum abgibt. Weil die Entwicklung von Frosch, Fisch und Säugetier
bis zu einem gewissen Punkt sehr ähnlich abläuft, eignen sich die
Lurchartigen dagegen höchstens als abartige, aber meistens freundlich
gesinnte Verwandte der Humanoiden. Mißverständnisse aufgrund der
Unterschiede lassen sich dann oft durch Besinnung auf Gemeinsamkeiten
überwinden. Wenn es aber offensichtlich keine Ähnlichkeit gibt, was dann?
Das perfekte Alien stellt also eine Mischung aus Kerbtier und Milbe auf
der Basis einer dauernd mutierenden Pizza dar. Lustig, nicht?
Isolde, die Kreuzspinne vor der Fensterscheibe bei meinem Schreibplatz,
wird auch immer dicker (doch eine Gemeinsamkeit?). Von Nahem betrachtet
stören dann die unzähligen Augen etwas. Man weiß gar nicht, ob man gemeint ist.
Jedenfalls ist sie wirklich ein fleißiges Geschöpf, unermüdlich mit der
Instandhaltung ihres filigranen Netzes befasst und ständig auf der
Nahrungssuche für sich und ihr Kleinen. Ein Vorbild für die Menschheit!
Ein Tier ist also ein Mensch, den die Entwicklung nicht so weit gebracht
hat, wie uns. Aliens sind Un-Tiere, weil wir ihre Art nicht begreifen
können. Manchmal lassen sie sich gut verbrauchen, wenn die
unerklärlichen Produkte ihrer Existenz für uns verwendbar
sind. Im Übrigen weiß man nicht, wozu die gut sein sollen.
Also weg damit!
Wie kommt diese Mücke eigentlich darauf, daß ihr ein Anteil an
meinem Blut zusteht? Mit Malaria möchte ich
auch nicht infiziert werden. Kampf den Aliens und ihrer biochemischen
Kriegführung! Die Mücke meint wohl, bloß weil sie klein sei, habe ich
Mitleid mit ihr, aber sie irrt sich deshalb, weil sie nicht niedlich ist.
Wespen sind da schon etwas anders. Die sind schnell, zäh und wesentlich
aggressiver als Mücken. Auch hier geht es um Leben und Tod. Ein
allergischer Schock durch das Insektengift kann in kurzer Zeit einen
Menschen töten und bedarf im günstigen Fall jahrelanger
Nachbehandlung. Der so sensibilisierte Mensch ist ein Alliierter im
Kampf gegen Wespen, Honigbienen und Hummeln.
Die mächtigste Waffe der Kerbtiere ist jedoch ihre enorme
Fruchtbarkeit. Die gefallenen Wespen zählt niemand - es müssen Myriaden
sein - die Zahl der vergifteten Menschen ist vergleichsweise
gering. Aber der Kampf scheint trotzdem verloren zu sein, denn die Viecher sind nicht auszurotten.
Hamburg, 2000-10-03
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Es gibt für Gewalt keine Rechtfertigung. Man kann immer nach einem anderen Weg suchen.